Asako Yuzuki: Butter

Die Journalistin Rika befindet sich in einer vertrackten Situation: Sie arbeitet mehr als ihre männlichen Kollegen und trotzdem scheint sie noch immer vor einer gläsernen Barriere zu stehen. Ein Interview mit der vermutlich mehrfachen Mörderin Manako Kajii könnte ihrer Karriere helfen. Bisher hat Manako jede Interviewanfrage abgelehnt. Mit einer Finte gelingt Rika der erste Kontakt. Es folgen weitere Verabredungen. Rika lässt sich von Manako in die Welt des Genusses entführen. Bisher lebte sie asketisch und entsprach optisch den Idealen einer japanischen Frau, die sehr dünn, fleißig und gehorsam sein muss. Doch nun eröffnen sich für die Journalistin Gaumenfreuden, die ihr neue Perspektiven zeigen.

Rika, die bisher nie freiwillig gekocht hat, lernt zum Beispiel Butter lieben. Für das versprochene Interview geht sie auf eine lukullische Reise, die an ihr nicht spurlos vorbeigeht. Die junge Frau nimmt zu und glaubt, wenn sie so weiter macht, würde sie dick werden. Ihr fehlt noch das Maß. So ähnlich scheint es auch bei der unersättlichen Manako zu sein. Und je mehr sie sich dieser mutmaßlichen Mörderin annähert und sie zu verstehen glaubt, um so größer wird die Gefahr, sich von dieser hemmungslosen Frau manipulieren zu lassen. Denn Rika vermutet, dass auch andere von ihr manipuliert und instrumentalisiert worden sind.

Asako Yuzuki wurde 1981 in Tokio geboren. Sie erhielt für ihre Werke vielfache Auszeichnungen. Ihr Roman Butter erscheint in zehn Sprachen und erschließt auf sehr unterhaltsame Weise den Genuss und das japanische Verständnis, welche Anforderungen eine traditionelle Frau zu erfüllen hat. Gern wird der Frau mangelnde Selbstdisziplin vorgeworfen, wenn ihr Körper nicht mehr dünn ist. Sie soll für den Mann sorgen, für ihn kochen, ihm dienen. Dass heutzutage junge Frauen ein anderes Leben wählen, sorgt für Konflikte. Rika ist eine dieser Frauen, berufstätig, finanziell unabhängig und ledig. Während ihre beste Freundin ihr Glück in der Ehe und einer hoffentlich baldigen Mutterrolle sucht, zeigt Manako, wie sie über ihr Rollenspiel einer traditionellen Frau Männer fängt. Ein glückliches Miteinander zwischen Mann und Frau, bei dem jede, jeder ein Maß an Eigenständigkeit behält, wird von der Autorin indirekt thematisiert. Der Preis der Partnerschaft sollte von niemanden allein gezahlt werden. Den Preis für ein Singleleben zahlt Rika freiwillig. Sie lebt für ihren Beruf und verbringt ab und zu Zeit mit Freunden.

Bis zum Ende lässt die Autorin offen, wie Manako Kajii mehrere Männer getötet haben könnte. Ihr böses Spiel hinter dem bösen Spiel scheint keine Grenzen zu kennen. Dadurch wird die Lektüre packend und außergewöhnlich.

Der vielschichtige Roman wurde aus dem Japanischen von Ursula Gräfe übersetzt.

Asako Yuzuki: Butter.
Aus dem Japanischen übersetzt von Ursula Gräfe.
Blumenbar, Februar 2022.
442 Seiten, Gebundene Ausgabe, 23,00 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Sabine Bovenkerk-Müller.

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