Mit „Besetzte Gebiete“ legt der niederländische Erfolgsautor Arnon Grünberg einen fast schon irrwitzig oder grotesk zu nennenden Roman vor, der durch immer neue Wendungen überrascht.
Weil sich der Psychiater Otto Kadoke etwas zu sehr mit einer Patientin einlässt, verliert er in Amsterdam seine Zulassung und beschließt, sich zusammen mit seinem altersschwachen Vater ins Westjordanland abzusetzen, wo die widerspenstige Anat wohnt, mit er zuvor eine erotische Nacht auf dem Sofa verbracht hat.
Grünberg würzt seinen Roman mit Zutaten, die auf den ersten Blick nicht zueinander zu passen scheinen: Humor und Zionismus-Kritik zum Beispiel – oder die Kritik an einer allzu gottergebenen Haltung der Juden im Westjordanland, die sogar das Putzen in ihren schäbigen Baracken vernachlässigen, weil ja doch bald der Erlöser kommt. Immer wieder heißt es, sie seien im 19. Jahrhundert stehen geblieben.
Herausgekommen ist eine Mischung, die nicht nur außerordentlich gut unterhält, sondern auch einen interessanten Diskurs zu Themen rund um den Nahostkonflikt beinhaltet. Lediglich zum Ende hin übertreibt es Grünberg womöglich etwas mit seinen wilden Handlungs-Loopings, so dass es einen beim Lesen fast aus der Kurve zu tragen droht.
Arnon Grünberg: Besetzte Gebiete.
Kiepenheuer&Witsch, April 2021.
432 Seiten, Gebundene Ausgabe, 24,00 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Andreas Schröter.