Antonia Michaelis: Die Wiederentdeckung des Glücks

Wie sehr hat mir ein früheres Buch dieser Autorin gefallen. „Mr. Widows Katzenverleih“ ist ein wunderbar poetischer, liebevoll-mystischer Roman mit liebenswerten Figuren. So war ich voller positiver Erwartung, als ich begann, den neuen Roman von Antonia Michaelis zu lesen.

Für den muss man jedoch, glaube ich, in der passenden Stimmung sein. Ich war es wohl nicht, denn er hat mich nicht so erreicht, wie man es von einem so gefühlvollen Roman vermuten sollte.

Die Handlung trägt sich zu auf Madagaskar und teilweise auf Sylt, auch wenn das zuerst eine verwunderliche Kombination zu sein scheint. Die Hauptrolle im Roman spielt im Grunde ein Fahrrad. Daneben erfahren wir die Geschichten von Biscuit, dem Straßenjungen, der sich zum rekordverdächtigen Radler entwickelt, von Maribelle, einem jungen Mädchen zwischen Träumen und Realität und von Terje und seiner Tochter Nora. Er war als junger Mann auf Madagaskar und hat seither eine immer stärker werdende Sehnsucht nach diesem Ort. Nora hingegen ist eher auf der Suche nach sich selbst.

Die Autorin verwebt die Geschichten dieser Figuren zu einem verwirrenden Spiel aus Spannung, Mystik und Romantik. Dabei verliert sie sich für meinen Geschmack manchmal zu sehr, verwirrt die Leserin mit unvermittelten Rückblenden, Perspektivwechseln und tiefen Einblicken in die Gedankenwelt der Handelnden. So erzählt sie einerseits die Geschehnisse während Biscuits Kindheit, als Terje das erste Mal auf Madagaskar war, zum anderen die Ereignisse, die eintreten, als Terje und Nora nun wieder dorthin reisen. Terje ist inzwischen 70 Jahre alt und Nora hadert mit ihren Beziehungen zu Männern und mit ihrer beruflichen Entwicklung.

Dazwischen gibt es immer wieder Einblendungen mit Handlungssträngen anderer Figuren, was zusätzlich einigermaßen verwirrt. Man verliert hier immer wieder den Faden, verliert sich in den Zusammenhängen, den Zeitebenen, den mystisch-poetischen Träumen der Protagonisten.

Das hat mir des Lesevergnügen etwas getrübt, der Roman hat mich, wie bereits erwähnt, nicht richtig erreicht, seine Botschaft sich mir nicht wirklich erschlossen. Vielleicht auch, weil Antonia Michaelis, die selbst lange auf Madagaskar lebte, mit ihrem Roman auch zu viel gleichzeitig erreichen wollte. Denn eines ihrer Anliegen ist offensichtlich, ihre Leser:innen auf die Zustände in dem Land aufmerksam zu machen. Diese schildert sie drastisch und erschütternd und hier wiederum hat sie ihr Ziel bei mir erreicht. Ich habe in diesem Roman einiges über ein mir bis dahin unbekanntes Land gelernt.

Antonia Michaelis: Die Wiederentdeckung des Glücks.
Droemer, September 2021.
336 Seiten, Gebundene Ausgabe, 20,00 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Renate Müller.

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