Andreas Brandhorst: Das Schiff

schiffDie Welt in einer fernen Zukunft. Nach dem Weltenbrand hat sich das Leben der Menschheit gewandelt. Nicht länger sind sie selbst für sich, die Zukunft der Hegemonie zuständig, die Maschinen haben ihnen die Entscheidungen aus der Hand genommen. Als Trostpflaster wurde das Altern wissenschaftlich aufgehoben. Die Menschen, von einigen wenigen Ausnahmen, bei denen der so genannte Omega Faktor die Zellerneuerung aufhält, sind unsterblich, Kinder werden kaum mehr geboren.

Diejenigen, denen das Schicksal die Unsterblichkeit vorenthält, erfüllen dabei eine wichtige Aufgabe. Als Mindtalker wird ihr Geist über Parsec hinweg auf Sonden übertragen, sollen sie fernste Sonnensysteme in anderen Galaxien erforschen.

Schon vor Jahrhunderten stieß man dabei auf Relikte einer früheren Hochkultur. Die Muriah, einst Herren über Galaxien sind plötzlich verschwunden, hinterlassen haben sie nur Ruinen und aufgegebene Bauwerke. Dass sie über das Geheimnis verfügten, in Raumschiffen riesige Distanzen in kürzester Zeit zu überbrücken macht das Erbe der Muriah so wertvoll.

Als man in einer fernen Galaxie ein Schiff der Muriah findet, scheint man der revolutionären Technik endlich auf die Spur zu kommen.

Adam, einer der 131 wird angeleitet durch sein Maschinenavatar Bartholomäus ausgesandt, das Schiff zu untersuchen. Dass Adam körperlich gebrechlich dem Tode nahe ist bedeutet gleichzeitig, dass er einer der erfahrensten Mindtalker ist. Als er, begleitet durch eine weitere Mindtalkerin auf dem Planeten eintrifft, ahnt er nicht, dass sie durch ihre Anwesenheit etwas wecken, das lange geschlummert hat. Etwas, das zur Vernichtung des mensch-maschinell beherrschten Clusters führen könnte …

Ich kenne Andreas Brandhorst seit Jahrzehnten. Zunächst begegnete ich ihm als Autor bei den Terranauten, später dann als versierter Übersetzer insbesondere der Pratchett´schen Scheibenwelt-Titel und dann als Bestsellerautor bei Heyne. Dort legte er u.A. den Kantaki Zyklus auf, mit dem er die Bestsellerlisten stürmte.

Als Piper letztes Jahr bekanntgab, dass man sich zukünftig auch im Bereich der Science Fiction positionieren würde, wurde mit Brandhorst als einem der Zugpferde des neuen Programms geworben.

Man verspricht sich also viel von dem mittlerweile wieder in Norddeutschland lebenden Autor. Und vorliegender Roman hält, was man sich von einem echten Brandhorst verspricht.

Nach einem etwas gezügeltem Auftakt, in dem der Leser sich die Welt, in der der Autor seine Geschichte platziert hat, erschließen muss – Brandhorst hat seine Leser seit jeher eingebunden und gefordert – erzählt er uns eine interessante, ja beeindruckende Geschichte. Dabei überzeugt er nicht nur mit seiner ganz eigenen Zukunftsvision einer so gut vorstellbaren künstlichen Intelligenz, die den Menschen entmündigt hat, sondern auch mit interessanten, weil markanten Charakteren.

Wie schon in der Vergangenheit widmet er sich auch vorliegend wieder durchaus ernsten Themen, die er in seine spannenden Handlung unauffällig, aber doch deutlich einfließen lässt. Das Altern, die Vorbereitung auf den Tod ist da zu nennen, oder die Freiheit des Individuums lassen philosophische Gedanken aufkommen. Je näher wir dem großen Finale kommen, desto spannender werden die aufgeworfenen Fragen und die Dramatik. Das liest sich, wenn man sich auf den Text einlässt und ein wenig Gehirnschmalz investiert, nicht nur interessant, sondern auch bereichernd, schlicht ein tolles Buch!

Andreas Brandhorst: Das Schiff.
Piper, Oktober 2015.
544 Seiten, Taschenbuch, 14,99 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Carsten Kuhr.

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