Andrea Canobbio: Drei Lichtjahre

Einen einfühlsamen Liebesroman erzählt der 1962 geborene italienische Schriftsteller Andrea Canobbio mit seinem neuesten Werk „Drei Lichtjahre“. Darin verlieben sich der Arzt Viberti und die Ärztin Cecilia ineinander, die jedoch beide so schüchtern, zögerlich, verhalten und manchmal widersprüchlich agieren, dass sie wie die berühmten zwei Königskinder lange nicht zusammenkommen können. Das rächt sich: Irgendwann tritt die Schwester der Ärztin – Silvia heißt sie – auf den Plan. Sie hat bei ihrer berühmten Teezeremonie weit weniger Skrupel …

Canobbio erzählt seine Geschichte aus den Perspektiven der drei beteiligten Figuren, wodurch ein und derselbe Vorgang oft dreifach vorkommt. Das sorgt für eine Genauigkeit, die man in anderen Romanen selten findet. Kleinste Gemütsregungen werden thematisiert, wodurch der Leser die Figuren genau kennenlernt. Da bleibt nichts an der Oberfläche.

Eigentlich gibt es sogar noch eine vierte Figur, die ab und zu als Erzähler auftaucht und die gesamte Geschichte mit einem Abstand von mehreren Jahrzehnten erzählt. Es handelt sich dabei um den Sohn des Arztes. Aber wer die Mutter ist, wird erst ganz am Ende verraten. Ein gelungener Trick, um zusätzliche Spannung beim Leser aufzubauen.

Die ist zuweilen auch nötig, denn die Kehrseite der langsamen und genauen Erzählweise ist natürlich eine gewisse Langatmigkeit. „Nun werdet doch endlich ein Paar“, möchte man Cecilia und Viberti als Leser an der einen oder anderen Stelle zurufen.

Weil Canobbio mit vielen Rückblenden in die Vergangenheit seiner drei Figuren arbeitet, verlangt dieser Roman ein gewisses Maß an Konzentration, um ihm immer folgen zu können. Dennoch: Wer auf Liebesgeschichten steht, dem sei dieser Roman hiermit empfohlen.

Autor Andrea Canobbio hat in seiner Heimat Italien für seine Romane bereits zahlreiche Auszeichnungen erhalten.

Andrea Canobbio: Drei Lichtjahre.
Rowohlt, Juni 2017.
448 Seiten, Gebundene Ausgabe, 24,95 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Andreas Schröter.

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