Andrea Camilleri: Mein Ein und Alles

meinErotisch sieht das Cover von Andrea Camilleris neuem Roman mit einer Bikinidame am Strand aus. Und es geht in dem Buch des 88-jährigen, italienischen Bestseller-Autors auch in erster Linie um eins: um Sex. Am Schluss entwickelt sich „Mein ein und alles“ zu einem kleinen Krimi.
Das „Ein und alles“ ist ein Rückzugsraum von Camilleris Heldin Arianna – eine Kabine in einer Strandbar, wo sie jeden Donnerstag auf eigenen Wunsch junge Männer zum Sex empfängt. Ihr 26 Jahre älterer Ehemann Giulio organisiert diese Treffen zusammen mit Strandbar-Wärter Franco; der 60-jährige Giulio ist nach einem Autounfall genitalverstümmelt.
Die Geschichte wirkt etwas befremdlich, aber der literarisch immer noch sehr produktive Camilleri erzählt sie behutsam und erspart den Lesern Details vom Geschehen unter der Bettdecke. In Rückblenden erzählt der Sizilianer die Lebensgeschichte von Arianna, die schon früh von ihrem Onkel vergewaltigt worden ist.
Als der Schüler Mario in der Strandbar auftaucht, sich Hals über Kopf in Arianna verliebt und Tabus der Liebesdienst-Vereinbarung bricht, bekommt die Geschichte mehr Fahrt und Spannung. Die Qualität von Camilleris Montalbano-Krimis hat dieses schmale Buch nicht. Aber das, was am Schluss auf dem Dach von Ariannas und Giulios Haus passiert, als der Ehemann auf Geschäftsreise ist, würde auch den sizilianischen Kommissar interessieren. Das ist ein raffinierter Schluss, ein zu vielen Spekulationen einlädt. Mehr als ein nettes Sommerlesebuch ist dieser Roman aber nicht.

Andrea Camilleri: Mein Ein und Alles.
Kindler, Juli 2014.
160 Seiten, Gebundene Ausgabe, 19,95 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Julia Gaß.

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