Andrea Camilleri: Gewisse Momente

Der italienische Schriftsteller und Regisseur Andrea Camilleri (Jahrgang 1925) hat zu seinem neunzigsten Geburtstag 2015 eine Sammlung von Geschichten über Begegnungen und Bücher, die in seinem Leben eine große Bedeutung gespielt haben, unter dem Originaltitel „Certi Momenti“ veröffentlicht. Nun ist dieses Buch, im Deutschen heißt es „Gewisse Momente“, am 18. Dezember 2018 im Rowohlt Verlag in einer Übersetzung von Annette Kopetzki erschienen.

Darin versammelt Andrea Camilleri kurze Geschichten von bekannten und unbekannten Persönlichkeiten und der Literatur, die sein Leben geprägt haben.

Sei es die Beichte bei Bischof Piccione vor Camilleris Hochzeit, die sich zu einem dreistündigen Gespräch entwickelte oder die unglücklichen Begegnungen mit dem Filmregisseur Pier Paolo Pasolini. Camilleri beschreibt Erlebnisse während der Zeit des Faschismus, wie die Geschichte von „David, genannt Pippo“ und die anrührende Wiederbegegnung mit dem jüdischen Mitschüler, den Camilleri tot glaubte, Ende der 1980er Jahre. Ein Buch mit dem Titel „So lebt der Mensch“ von André Malraux macht aus Camilleri mitten im Faschismus (1942) einen Mann „mit kommunistischen Ideen“. Zum Abschluss des schmalen Bandes erzählt er über das traurige Schicksal der Prostituierten Foffa.

So enthält das Buch auf knapp 176 Seiten über dreißig Geschichten, von denen manche nur drei Seiten lang sind.

„Gewisse Momente“ ist eine etwas andere Autobiographie, denn Camilleri erzählt nicht chronologisch sein ganzes Leben, sondern er wählt Momente besonderer Bedeutung für ihn aus und schildert sie in der für ihn so typischen Art mit feinem Humor und geschliffenem Wort. Dabei erfahre ich als Lesende über den Menschen Andrea Camilleri, wie er denkt, was ihm wichtig ist und welchen großen Einfluss zwischenmenschliche Begegnungen und die Literatur auf das Leben haben können. Andrea Camilleri selbst kommt in den kleinen Episoden völlig uneitel daher, er stellt sein Gegenüber in den Mittelpunkt und setzt ihnen kleine Erinnerungsdenkmäler, wie sympathisch.

„Gewisse Momente“ ist ein feines, kleines Buch von und über Andrea Camilleri jenseits seiner berühmten Commissario Montalbano-Krimis und nicht nur für seine Fans eine Leseempfehlung wert.

Andrea Camilleri: Gewisse Momente.
Kindler Verlag, Dezember 2018.
176 Seiten, Gebundene Ausgabe, 22,00 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Sabine Sürder.

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