Anders de la Motte: Winterfeuernacht

Wenn man davon ausgeht, wie dieses Buch angekündigt wurde, müsste es einer der besten schwedischen Krimis sein, die aktuell auf dem Büchermarkt sind. Leider kann ich diese Meinung nicht teilen. Ich bin grundsätzlich ein Fan der skandinavischen Kriminalromane, die viel spannender und oft subtiler sind als beispielsweise Möchtegern-Thriller deutscher Autoren. Doch der Roman von Anders de la Motte reicht bei weitem nicht an andere schwedische Krimis heran.

Die Protagonistin Laura erbt von ihrer Tante ein Feriendorf auf dem Land. Sie war vor 30 Jahren das letzte Mal dort. Damals kam es bei der Feier des Luciafestes zu einem schweren Brand, bei dem ihre Freundin Iben ums Leben kam.  In all den Jahren hatte Laura keinen Kontakt mehr zu ihrer Tante. Nach deren Tod kommt sie nun zurück an den Ort, um das Ferienlager zu verkaufen.

Schon bald kommen ihr Zweifel am Unfalltod ihrer Tante. Als schließlich mehrere Brände geschehen und die Dorfbewohner immer misstrauischer und ablehnender gegenüber Laura werden, beginnt sie, unterstützt von ihrem Jugendfreund Peter, inzwischen Polizist, nachzuforschen. Schon immer hatte sie sich auch selbst eine Mitschuld an dem damaligen Unglück gegeben.

Laura leidet seither unter ihren Brandnarben und einem chronischen Virus. Sie hat ständig Angst vor Ansteckungen, ekelt sich vor jeder Art von Schmutz und hat, wenn sie ihre Medikamente nicht regelmäßig nimmt, immer wieder Albträume.

Die Spannung bleibt bei diesem Roman leider auf der Strecke beziehungsweise sie kommt erst gegen Ende leicht in Fahrt. Die Handlung hat etliche, für das Geschehen irrelevante Nebenstränge, so zum Beispiel Szenen mit Lauras Familie oder unnötig ausgebreitete Vorgeschichten der Figuren. Dadurch zieht sich der Roman in die Länge oder anders ausdrückt, eine Kürzung auf die Hälfte wäre, so meine Meinung, der Spannung sehr zuträglich gewesen. Das Ende schließlich, ohne es verraten zu wollen, scheint mir ziemlich an den Haaren herbeigezogen und einigermaßen unrealistisch.

Auch die Sprache des Buches, der Schreibstil, ist wenig ungewöhnlich. Viele Sprachhülsen, abgedroschene Phrasen und flache Bilder trüben das Lesevergnügen zusätzlich. Hierfür könnte durchaus die Übersetzung verantwortlich sein, so zumindest schien es mir beim Lesen.

Ein Krimi, von dem ich mir mehr versprochen hatte.

Anders de la Motte: Winterfeuernacht.
Droemer, November 2019.
448 Seiten, Taschenbuch, 14,99 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Renate Müller.

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