Allen Frances: Amerika auf der Couch: Ein Psychiater analysiert das Trump-Zeitalter

„Nicht Trump ist verrückt, die Amerikaner sind es, weil sie ihn gewählt haben. Er ist das Symptom, nicht die Krankheit“ (Quelle). Dieses Statement des Autors Allen Frances aus einem in der letzten Woche erschienen Interview, beschreibt auf den Punkt um was es geht: Trump ist nur die Fratze einer Gesellschaft auf  einem gefährlichen psychopathologischen Trip. Das Buch ist so gut, dass ich mir wünschen würde, dies zur Pflichtlektüre eines jeden angehenden Lehrers, jedes Mandatsträgers, jedes BWL – Studenten, etc., oder was auch immer zu machen,  um all diesen Menschen die Augen zu öffnen, um was es heute geht: Demokratie nicht nur zu retten, sondern zu verstehen. Nationalismus als Gefahr zu erkennen, kapitalistische Gier als System einordnen zu können und nicht zuletzt für die Zukunft dieses Planeten zu kämpfen.

Wahnsinn als Methode. Wird oft lapidar so dahin gesagt, aber es ist längst Realität. Trump ist so ein Clown, dass er Stephen Kings Pennywise aus „Es“ wie ein Kindergartenspaßmacher aussehen lässt. Die Argumentationsketten von Allen Frances sind so eindeutig, so beängstigend klar und einleuchtend, dass man fast erschauert, weil man ja selbst Teil dieses apokalyptischen Weges ist. Volker Pispers, einer der großen deutschen politischen Kabarettisten in der Nachfolge Dieter Hildebrandts, hat nach über 30 Jahren auf der Bühne, die Brocken geschmissen, weil er nicht mehr ertragen konnte, seinem Publikum die Zusammenhänge zu erklären und diese bis auf donnernden Applaus nie Konsequenzen zeigte und munter weiter Merkel stabilisierte. Sein zynisches Statement ans Auditorium: „Sie sind ja nicht schuld, sie waren ja im Kabarett!“

Ich hoffe inständig, dass dieses Buch von Allen Frances nicht auch so endet, es wird gelesen, kritisiert, steht monatelang aus den Sachbuchbestsellerlisten, und nichts passiert. Alles was an Vorschlägen vom Autor zum Ende seiner schonungslosen Abrechnung (nicht nur mit dem System Trump) bleibt dann allerdings ein wenig auf der „Die Hoffnung stirbt zuletzt“ – Schiene. Aber was soll man machen? Die Aufforderungen, alle im Kantschen Sinne des kategorischen Imperativs, sind eigentlich alle selbstverständlich: achte auf dich und deine Umgebung, handele nachhaltig, sei achtsam und so endet das Buch traurig melancholisch mit der Frage eines imaginären  Enkelkindes an uns: „Was habt ihr gemacht, als Trump unsere Welt zerstört hat?“ Auf geht’s, verschenkt ab sofort dieses Buch, es wird sich für alle lohnen. Mich wundert nur, dass es in den USA noch nicht zu einer öffentlichen Verbrennung von „Amerika auf der Couch“ gekommen ist. Aber vielleicht lässt ja genau das hoffen!

Allen Frances: Amerika auf der Couch: Ein Psychiater analysiert das Trump-Zeitalter.
DuMont Buchverlag, Februar 2018.
480 Seiten, Gebundene Ausgabe, 26,00 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Fred Ape.

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