Allen Eskens: In Gestalt eines Anderen

Alexander Rupert gehörte zu den angesehensten Detectives der Polizei von Minneapolis. Seine Karriere startete durch, als er, undercover wie in Uniform, den Dealern das Handwerk legte. Dann wurde ausgerechnet in seiner Abteilung beschlagnahmtes Drogengeld entwendet. Er ist unschuldig, die schwarzen Schafe sitzen hinter Gittern, doch so lang die Bundesuntersuchung läuft, will keiner mehr etwas mit ihm zu tun haben. Er wird zur Betrugseinheit abgeschoben, fristet dort ein einsames Dasein – bis eines Tages ein geldgieriger Anwalt bei ihm aufkreuzt.

Ein Paar hat während der Fahr nicht voneinander lassen können, krachte in der Lusteuphorie auf die Gegenfahrbahn und tötete einen entgegenkommenden Porschefahrer. Der Anwalt forschte nach Verwandten um die Unfallverursacher zu verklagen und stieß auf ein Opfer, das unmöglich derjenigen sein konnte, der im Fahrzeug saß.

Während seine Ehe langsam aber sicher den Abfluss herunterrauscht, macht Alexander sich daran, das Mysterium um den Toten, den niemand wirklich kennt, zu entschlüsseln. Die Spur führt ihn, zunächst unterstützt von seinem Bruder nach New York. Hier, im Big Apple nimmt er die Spur des Getöteten auf und stößt auf eine Festplatte, auf der mehr als brisante Informationen gespeichert sind. Dumm nur, dass er nicht der Einzige ist, der hinter dem Laufwerk her ist – und sein Konkurrent geht buchstäblich über Leichen …

Der Festa Verlag ist berühmt, ja berüchtigt dafür, die extreme, widerwärtige und so manches Mal geschmacklose Sorte des Horror zu pflegen. Daneben aber erscheinen sein Jahren hochwertige Werksausgaben von Klassikern der unheimlichen Literatur, atemberaubende Action-Knaller und die besten Horror-Romane aus Übersee. Und seit einiger Zeit hat der Verlager auch ein besonderes Etwas im Programm. Nein, ich spreche weder von den signierten und limitierten Sammlerausgaben, noch von den aus ihrem Dornröschenschlaf geweckten Pulps, sondern von der Must Read Reihe, in der auch vorliegender Roman erscheint.

In dieser wohlfeilen Edition präsentiert uns Frank Festa besondere Romane – nicht unbedingt unheimlich, provokativ oder übernatürlich – die die Aufmerksamkeit einer breiteren Lesergemeinde verdient haben.

Vorliegender Band, der Zweite von Allen Eskens im Programm, offeriert uns einen Krimi, der Elemente diverser Sub-Genres in sich vereint. Er beginnt als recht typischer Detektiv-Roman – ein Polizist wird zuunrecht verdächtig, will seinen guten Namen reinwaschen – fügt dann Thriller-Elemente hinzu um schließlich dem Noir seine Referenz zu erweisen.

Insbesondere die in sich sehr überzeugende Zeichnung Alexanders weiß hier zu begeistern. Die Leser können sich nur zu gut in ihn hineinversetzen – die unausgesprochenen Anschuldigungen der Kollegen, selbst der Bruder scheint ihm zu misstrauen, dann kommt er einer Affaire oder gar mehr seiner Noch-Ehefrau auf die Spur, der Versuch diese Nackenschläge über die Arbeit zu kompensieren, werden sehr intensiv geschildert.

Mit dem Ortswechsel, der Einführung weiterer, handlungsrelevanter Figuren und der Auseinandersetzung mit dem Attentäter, der auch hinter der Festplatte her ist, wandelt sich die psychische Spannung zur Action.

Das Beste dann, dass es dem Autor gelingt, seinen Plot in sich rund zu einem glaubwürdigen und passenden Finale zu bringen. So ist dies ein Buch, das Krimifans wie Thrillerfreunde bestens unterhält, aber auch für Gelegenheitsleser jede Menge atmosphärisch dichte, packende Beschreibungen bereit hält.

Allen Eskens: In Gestalt eines Anderen.
Festa, Juli 2019.
400 Seiten, Gebundene Ausgabe, 19,99 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Carsten Kuhr.

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