„Die Clique“, hätte natürlich auch gepasst, aber ich glaube, diesen Titel gab es schon. Wir begleiten Eva, Benedict und die Geschwister Sylvie und Lucien ca. 20 Jahre. Wir steigen ungefähr in dem Alter ein, als sie am Anfang ihres Studentenlebens sind, irgendwo in England und wir enden quasi in der Mitte des Lebens, wo tiefgreifende Entscheidungen gefallen sind, Freundschaften mehrmals in Frage gestellt wurden und die Zukunft auf keinen Fall so (gekommen) ist, wie man sie sich in jungen Jahren vorgestellt hat.
Wir begegnen die unterschiedlichsten Persönlichkeiten auf ihrem Lebensweg, ihren Wandel, vor allem ihren Spiegel von sich selbst. Lucien, selbstgefällig immer ein „Mir gehört die Welt“ Typ – dazu Frauenheld und Spieler. Seine Schwester Sylvie, hochbegabte Künstlerinnentalent mit der Option auf eine große kreative Karriere mit dem größten Absturz. Eva, nie wirklich von sich selbst überzeugt, eher die graue Maus, wird nach Wechsel ihres Studienganges ganz plötzlich zum global player im Bankenwesen und spielt mit Derivaten und Zinsgewinnen, die sie in Bruchteilen von Sekunden um den Erdball jagt. Ihrem Vater Keith zum Trotz, der die Welt mit seiner sozialistisch geprägten Attitüde sieht. Auch sie fällt tief. Und endlich Benedict, Spross reicher Eltern und Physiker auf Einsteins Spuren, auf sogar am Ende erfolgreich beim aufspüren kleinster Elementarteilchen, den higgs. Aber sonst eher unglücklich verlaufende Liebesaffären, wie auch bei den anderen das Glück eher selten um die Ecke lugt. Wie schon gesagt, alles kommt irgendwie anderes, aber am Ende des Tages stehen sie wieder zueinander.
Der Weg dahin war beschwerlich und eher von „Shit happens“ geprägt als von guter Laune. Jeder hat sein Päckchen zu tragen, ob im Knast, oder bei der Geburt eines leicht behinderten Kindes oder bei exzessiven Alkoholproblemen. Kurz – alles wie im richtigen Leben. Langatmig und manchmal vorhersehbar beim Lesen, aber am Ende versöhnlich, nicht weil sich die Clique wieder „kriegt“, sondern weil die Reflektionen über das Leben, wichtige philosophische Eindrücke vermittelt. Unmittelbar und schön untheoretisch.
Alice Adams: Als wir unbesiegbar waren.
DuMont Buchverlag, Juni 2017.
336 Seiten, Gebundene Ausgabe, 20,00 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Fred Ape.
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