Alexey Pehov: Dunkeljäger

dunkelEigentlich gehört der Elf Lass ja zum Königshaus, ist sogar Zweiter in der Thronfolge. Als seine Cousine aber wieder einmal die Luftflotte der Elfen in einen weiteren, voraussichtlich verlustreichen Krieg entsenden will, rebelliert Lass. Nicht länger will er hinnehmen, dass die aussterbende Rasse ihre besten jungen Elfen in unnötigen Schlachten verheizt. Er wird verhaftet und zum Tod verurteilt, flieht und wird von Meuchelmördern seiner Verwandten gnadenlos gejagt.

Die Flucht führt ihn an Bord eines Handels-Luftschiffes gen Süden zu einem Archipel, das vom Handel lebt, und von Luftpiraten heimgesucht wird.
Was er zu diesem Zeitpunkt nicht ahnt ist, dass nicht nur die Assassinen seiner Cousine hinter ihm her sind, auch reptilienartige Wesen und deren Zauberer verfolgen ihn, von einem mehr als angepissten Werwolf wollen wir mal gar nicht reden.

In seiner neuen Heimat findet er aber auch Freunde und schafft es, seine Leidenschaft für das Fliegen, in den von gefangen gesetzten Dämonen betriebenen Flugzeugen, nachzugehen.

Zusammen mit einem Ork – ja stimmt, sie haben recht, eigentlich die Todfeinde der Elfen, doch in der Not frisst – sie kennen den Spruch, zumal sich der Ork als verlässlicher Freund entpuppt – gewinnt er fast ein Wettrennen, geht unter die Schmuggler und muss am Ende doch wieder all sein Können und eine gehörige Portion Glück in die Waagschale werfen, um zu überleben – gilt es doch ein, in der Welt der Dämonen gefangen gesetztes Luftschiff zu befreien – und da warten dann solch entspannende Zeitvertreibe wie Luftkämpfe, Mordanschläge, Verrat und der Sprung aus der fliegenden Festung auf unseren Lass – doch was wäre das Leben ohne ein wenig Abwechslung?

Alexey Pehov hat uns mit seinen High-Fantasy Epen „Die Chroniken von Siala“ sowie „Die Chroniken von Hara“ bewiesen, dass fesselnde Fantasy nicht nur im anglo-amerikanischen Sprachraum geschrieben wird, sondern sich auch Mütterchen Russland in den Reigen der Verfasser entsprechender Werke einreihen kann.

Vorliegend geht er andere, neue Wege, die aber nicht minder fesselnd daherkommen. Er präsentiert uns eine archaische Welt, die von unterschiedlichsten Rassen besiedelt ist. Ork, Zwerge, Trolle, Gnome, Werwölfe, Menschen und Elfen geben sich ein munteres Stelldichein, der Fantasy-Leser findet sich insoweit also in gewohnten Bahnen wieder.

Dann aber nimmt der Plot eine ungewohnte Abzweigung. Da kommen dann plötzlich Flugzeuge, große fliegende Fregatten, Luftpiraten und Schmuggler ins Spiel, Kanonen donnern ihre Kugeln aus den Läufen, Pistolen und maschinengewehr-ähnliche Bienenschleudern – das erinnert ein wenig an Steampunk, ohne dass die Dampfmaschinen hier wirklich zum Einsatz kommen.

Dem Allem zugrunde liegen die aus ihrer Welt herbeigezwungenen Dämonen, die eingekerkert für die Energie zum Antrieb sorgen. Dass der Grenze zu der Welt der Dämonen eine besondere Bedeutung zukommt, dass eine neue, natürlich geheime Erfindung als Grund für die abenteuerlichen Geschehen rund um Lass herhalten muss, ist als Aufhänger interessant, aber lange nicht so packend wie die Schilderungen, die uns erwarten.

Insbesondere die rasant geschilderten Luftkämpfe wissen den Leser an die Seiten zu bannen, wobei der zu Beginn eingeführte Konflikt Lass´ mit der Regentin der Elfen im Verlauf des Buches in den Hintergrund tritt. Hier hatte der Autor auch moralische Fragen aufgeworfen, so einiges angedeutet, das dann in den actionreichen Abenteuern seines Helden ein wenig untergingen. Auch der verlaggseitige Waschzettel kommt da etwas verwirrend daher. Es könnte sein, das Buch liest sich nicht wirklich wie ein Einzelroman, dass der sich anbahnende Konflikt, der Kampf um das Wohl seines Volkes in einem späteren Buch thematisiert wird.

Vorliegend aber wartet ein farbenprächtiges Abenteuer allererster Kajüte auf den Leser, der seinen sympathisch gezeichneten Helden gerne in die temporeichen Kämpfe folgt, dabei bestens unterhalten wird.

Alexey Pehov: Dunkeljäger.
Piper, Oktober 2014.
432 Seiten, Taschenbuch, 16,99 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Carsten Kuhr.

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