Alex George: An jenem Tag in Paris

Der britische Autor Alex George legt einen Roman vor, in dem eine Stadt im Mittelpunkt steht: Paris im Jahre 1927. Ein Pluspunkt dieses Buches ist sicherlich seine atmosphärische Dichte. Wer ein Faible für die französische Hauptstadt hat, dürfte Gefallen an diesem Werk finden.

George folgt dem Weg von vier Protagonisten, die allesamt einigermaßen problembeladen sind. Da ist zum Beispiel ein unglücklich verliebter Künstler, der fest davon überzeugt ist, die Tochter seiner Angebeteten sei von ihm, da ist die Haushälterin von Marcel Proust, die dem großen Schriftsteller ein Geheimnis anvertraut hat, und da ist ein Puppenspieler, der den grausamen Tod seines Bruders in Kindertagen nicht verwinden kann.

Damit geht eine gewisse Melancholie einher, die zu einem Klischee über Paris passt, wie es beispielsweise auch in den Chansons von Charles Aznavour oder Jacques Brel bedient wird. Ob das dem tatsächlichen Leben in dieser Stadt entspricht oder entsprochen hat, sei einmal dahingestellt.

​Problem an diesem Buch ist die Vielzahl der Handlungsstränge, die erst ganz am Ende halbwegs zusammengeführt werden, und die vielen Figuren, die darin vorkommen. Das erfordert beim Lesen viel Konzentration, zumal George zusätzlich Rückblenden einstreut. Wer diesen Roman in kleineren Etappen liest – abends ein paar Seiten auf dem Sofa -, hat kaum eine Chance zu folgen.

Auch einige historische Persönlichkeiten wie Ernest Hemingway, Marcel Proust, Maurice Ravel oder Josephine Baker bevölkern diesen Roman. Der Sinn dieses Kunstgriffs erschließt sich nicht. Überhaupt bleiben alle Figuren seltsam blass – vielleicht, weil es zu viele sind.

Alex George: An jenem Tag in Paris.
Aus dem Englischen übersetzt von Sabine Thiele.
Piper, Mai 2021.
400 Seiten, Gebundene Ausgabe, 20,00 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Andreas Schröter.

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